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Kann denn Mode Sünde sein?



„Kann denn Mode Sünde sein?“ so lautete das Motto für unser erstes Themenfeld auf dem Ökomarkt & Eine-Welt-Bazar 1998. In unserer Marktzeitung veröffentlichten wir dazu u. a. folgenden Artikel:












Leere Versprechungen? - Ergebnisse des Internationalen Forums „Saubere“ Kleidung












Das Forum „Saubere“ Kleidung



Informationen zumThema:

CIR

(Christliche Initiative Romero)



Menschenwürdige Arbeitsbedingungen bei der Herstellung unserer Kleidung sind das Ziel der Kampagne für Saubere Kleidung. Europäische Einzelhändler wie Otto, C&A sowie Hennes und Mauritz (H&M) haben sich mittlerweile selbst zu sozialen Standards bekannt. dass ihre Umsetzung in den Zulieferbetrieben jedoch noch weitgehend aussteht, zeigte das Internationale Forum „Saubere“ Kleidung, dass Anfang Mai in Brüssel stattfand.












Die Berichte Betroffener aus Asien, Afrika, der Karibik und Osteuropa über ihre Arbeitsbedingungen waren erschreckend. Im Zentrum standen Zulieferbetriebe der sieben größten europäischen Bekleidungshäuser und Hersteller: Nike, Hennes und Mauritz, Otto, Adidas, C&A, Levi Strauss und Walt Disney. Die sieben Firmenfälle wurden einer internationalen Jury des Ständigen Tribunals der Völker vorgetragen, einem unabhängigen Zusammenschluss von WissenschaftlerInnen, die Betroffene anhören und in Menschenrechtsfragen moralische Urteile fällen. Auch die Firmen waren geladen, den aktuellen Stand ihrer Aktivitäten vorzustellen. Das Forum bot einen Einblick in eine weltumspannende Armutsentwicklung, die vor allem Frauen betrifft und die durch die Hintertür der globalen Verbilligung von Arbeit auch Europa erreicht hat.












Beispiel Otto






In der Kleiderfabrik Heo Shing Garment in Shenzen/China beginnt der Arbeitstag um7:30. Mit einer einstündigen Pause dauert er bis 18:00. Überstunden bis Mitternacht, oft bis zum nächsten Morgen, sind Pflicht. Die vier gesetzlichen freien Tage pro Monat gibt es in Stoßzeiten nicht. Bei rund 150 Überstunden im Monat verdient eine Arbeiterin etwa 450 RMB (85 DM), was nur knapp über dem gesetzlichen Mindestlohn von 398 RMB liegt. Von diesem Lohn zieht der Arbeitgeber 131 RMB für Wohnen und Verpflegung ab, denn die Arbeiterinnen leben in firmeneigenen Wohnungen. Jeweils zwölf Frauen teilen sich einen Schlafsaal. Waschraum und Toiletten werden von allen gemeinsam genutzt. Für eine Arbeitserlaubnis müssen noch einmal 30 RMB gezahlt werden.












Otto dagegen sagt in den hauseigenen „Handlungsgrundsätzen“: „Die Beschäftigten werden für alle geleisteten Arbeitsstunden, deren Zahl sich an der gesetzlich vorgeschriebenen Regelarbeitszeit des jeweiligen Landes orientiert, mindestens mit dem entsprechenden Mindestlohn bezahlt.“ Diese Handlungsgrundsätze sind laut Otto für die Zulieferer verpflichtend.












Beispiel Hennes und Mauritz






Floreal, eine Firmengruppe mit Betrieben in Mauritius und Madagaskar, beliefert Levi Strauss sowie H&M. Mauritianische Firmen aber geraten wegen billigerer Arbeitslöhne in Madagaskar und Simbabwe zunehmend unter Druck und stellen Migrantinnen zu menschenverachtenden Bedingungen ein. Eine untersuchte mauritianische Fabrik beschäftigt so rund 300 Chinesinnen mit Zeitverträgen von zwei bis drei Jahren Laufzeit. Die Frauen arbeiten täglich 15 Stunden, samstags acht und sonntags vier. Freizeit und Arbeitspausen verbringen sie im firmeneigenen Wohnheim, wo sie zu viert oder zu acht in winzigen schmutzigen Räumen leben. Laut berichten des Betriebsleiters kommen Firmenvertreter, wenn sie Floreal besuchen, nur bis ins Büro, die Produktionen würden sie nicht besuchen. In den „Fakten über die Herstellung von H&M-Bekleidung“ heißt es zum Thema Firmenprüfungen: „Wir setzen unsere Zulieferer davon in Kenntnis, dass H&M-Inspekteure unangemeldete Besuche ihrer Fertigungseinrichtungen vornehmen, um Arbeitsbedingungen und Produktionsqualität zu prüfen.“ Diese „Fakten“ wurden zusammen mit einem Verhaltenskodex herausgegeben. Laut Berichten aus Mauritius werden Checklisten an die Betriebe geschickt, dort vom Betriebsleiter ausgefüllt und zurückgeschickt.












Beispiel C&A






Im südindischen Tirupur werden 45% des indischen Exportvolumens an Bekleidung hergestellt. Laut Bericht der indischen Menschenrechtsorganisation SAVE sind rund 10% der Beschäftigten Kinder. Sie nähen und machen die Ware verkaufsfertig: zwölf bis sechzehn Stunden täglich zu einem konkurrenzlos niedrigem Lohn. Von 3000 Strickwarenbetrieben in Tirupur unterhalten 1200 Geschäftsbeziehungen zu C&A, vor Ort vertreten durch die Tochterfirma Mondial, die in ganz Indien den Einkauf für C&A tätigt.












Im firmeneigenen „Code of Conduct“ schreibt C&A: „Die Ausbeutung von Kinderarbeit oder die Ausbeutung irgendeiner anderen schutzlosen Gruppe – wie beispielsweise illegale Einwanderer – ist unter keinen Umständen zu akzeptieren.“












Zusammen mit SAVE gab Mondial eine Absichtserklärung heraus, mit der Forderung nach einem Ende der Kinderarbeit, einem Vorschlag zur Ausbildung der Kinder und zur unabhängigen Kontrolle der Betriebe. Doch seit dem die Umsetzung dieser Maßnahme ansteht, ist Mondial den Treffen ferngeblieben. Zweifel an der Durchsetzung des C&A-Kodex wurden auch für Rumänien geäußert. Nachfragen vom März und April 1998 bei fünf C&A-Zulieferern ergaben, dass der Kodex in keiner der Firmen bekannt ist und nur in einem Betrieb ein C&A-Team Arbeitsbedingungen, Löhne und Sanitäranlagen überprüft hat.












Das sieht auf dem Papier ganz anders aus. In dem C&A-Antwortbrief auf eine Postkartenaktion der Kampagne „Saubere“ Kleidung heißt es: „Verstöße (gegen den Kodex) werden bis hin zum Abbruch der Geschäftsbeziehungen geahndet.“












Hoffnungsschimmer






Zwar hatte von sieben geladenen Firmen allein H&M eine Vertreterin zum Forum gesandt, trotzdem gibt es Hoffnung. Der Kampagne ist es gelungen, Verbraucherinnen und NäherInnen zusammenzubringen – das trägt erste Früchte. So kennen die ArbeiterInnen jetzt die Kodizes der Händler. Auch in den Produktionsländern werden Unternehmen in die Pflicht genommen. Allerdings muss die Politik noch stärker einbezogen werden, um Firmen hier in Deutschland für die Menschenrechtsverletzungen bei ihren Zulieferern zur Verantwortung zu ziehen.












Henrike Henschen






Christliche Initiative Romero (CIR)



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